Hashimoto-Tagebuch Teil 2: Meine Schilddrüseneinstellung mit L-Thyroxin beginnt

Michael Ayed // Gesundheitsberater & Präventionscoach

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Anfang des Jahres 2009 ging nun endlich meine Hormoneinstellung mit L-Thyroxin von Henning los. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis versucht man ja den reduzierten Hormonspiegel im Blut mit synthetischen Schilddrüsenhormonen anzuheben, in der Hoffnung, dass die Symptome sich bessern und der Körper bzw. Stoffwechsel wieder Fahrt aufnimmt.

Dabei verwendet man in Europa lediglich eines der beiden Schilddrüsenhormone in Tablettenform – das T4 oder auch Tetrajodthyronin in Form von Levothyroxin, da man davon ausgeht, dass dieses im Gewebe und den Muskeln zu dem aktiven Schilddrüsenhormon T3 (Trijodthyronin) umgewandelt wird und so beide Hormonspiegel im Blut anhebt.

Das klappt mal mehr, mal minder gut, aber einen Versuch war es das natürlich wert. Allerdings müssen die Tabletten langsam und schrittweise eingeschlichen werden, damit es zu keinen unerwünschten Reaktionen des Körpers führt. Meine Endokrinologin hingegen wollte zunächst, dass ich mit einer Dosierung von 50µg einmal täglich beginne.

Nachdem sie mich aber noch kurz auf die Waage gestellt hatte, hat sie die Startdosis auf satte 100µg nach oben hin korrigiert. Zu diesem Zeitpunkt wog ich 90kg.

Da ich mich im Vorfeld schon informiert hatte, das man mit maximal 25µg L-Thyroxin beginnen sollte, wurde mir schnell klar, das die Endokrinologin anscheinend doch nicht so versiert auf ihrem Gebiet war, wie zunächst angenommen. Selbst in der Packungsbeilage der Schilddrüsenhormone konnte man entsprechende Angaben zu der Dosierung und Warnungen vor Überdosierungen bzw. zu schneller Steigerung entnehmen.

Im Bereich der Endokrinologie ist allgemein bekannt, das man mit einer niedrigen Dosierung  einsteigen und dann alle paar Wochen vorsichtig steigern sollte. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass der Patient nicht in eine künstliche Überfunktion gerät und starke Symptome erleiden muss.

Auf lange Sicht würde diese Vorgehensweise auch die Dauer der Hormoneinstellung verkürzen, da es deutlich weniger Rückschläge gäbe und nicht immer wieder nachkorrigiert werden müsste. Wenn ich mit 100µg L-Thyroxin begonnen hätte, wäre ich mit Sicherheit in eine sehr unangenehme Überfunktion geraten.

Ich beginne mit 25µg L-Thyroxin und hoffe auf eine Verbesserung meines Befindens

Glücklicherweise verfügten die Tabletten über Kerbungen, die es mir ermöglichten, in kleinere Portionen aufzuteilen. Somit hatte ich die verschriebenen Tabletten geteilt bzw. geviertelt, um dem Risiko einer bevorstehenden Überfunktion der Schilddrüse aus dem Wege zu gehen.

In den ersten Tagen verspürte ich unter 25µg L-Thyroxin, trotz einem deutlichen Anfluten der Schilddrüsenhormone am Morgen, eine deutliche Verbesserung meines Befindens zum Nachmittag hin.

Diese Verbesserung der Hauptsymptome ging allerdings nach ein paar Tagen nahtlos in die bekannte Erstverschlechterung über. So wurde es mir aber auch von der Ärztin und von einigen Hashimoto-Patienten beschrieben, die ich zwischenzeitlich kennengelernt hatte.

Ich habe diese Dosis fast drei Wochen gehalten und habe dann auf anraten meiner Ärztin, die Hormondosis auf  50µq L-Thyroxin gesteigert. Allerdings ging es mir mit der neuen Dosierung immer schlechter, sodass ich gegen Ende März auf 75µg L-Thyroxin gesteigert habe.

Die Steigerung der Hormondosis führt nicht zur gewünschten Besserung meiner Symptome

Die Steigerung meiner Hormondosis auf 75µg hatte leider keine Verbesserung meines Befindens herbeigeführt. Ganz im Gegenteil. Ich wurde immer blasser, hatte immer mehr Kreislaufprobleme, Schwindel, litt unter massiver Müdigkeit, hatte ein Wattegefühl im Kopf, konnte mich kaum mehr konzentrieren und klar denken, hatte ein brennendes Gefühl am gesamten Körper, die Muskeln und Gelenke schmerzten, die Haar und Augenbrauen vielen deutlich stärker aus und hatte immer mehr Probleme mit dem Darm in Bezug auf einen massiven Blähbauch und Verstopfung.

Mein Befinden schwankte von Tag zu Tag. Jeden Tag ging es mir anders schlecht. Immer wieder kamen neue Symptome dazu, andere dagegen verschwanden. Es schien doch nicht alles so einfach zu sein, wie die Ärztin es zu Beginn geschildert hatte.

In jedem Fall ließen sich meine Probleme und Symptome nicht so einfach mit einer kleinen Tablette wieder ins Lot bringen. Das stand schon einmal fest. Das die Einstellung nicht klappte, war aber sehr frustrierend, aber ich versuchte es tapfer immer weiter.

Dabei versuchte ich auch unterschiedliche Kombinationen und sogenannte Splittings. Das bedeutet, dass man seine Hormondosis in zwei oder gar drei Teile aufteilt und diese zu unterschiedlichen Tageszeiten einnimmt. Eine besonders gängige Splitting-Variante setzt auf den Großteil der Hormondosis am Morgen vor dem Frühstück und die zweite, kleinere Dosis Abend vor dem Schlafen gehen.

Wiederum andere Betroffene teilen ihre Hormondosis auf drei gleich Teile auf, die sie dann morgen, zum Mittag und abends einnahmen. Diese Methode reduziert das unnatürliche Anfluten der Hormone im Blut, den auch eine gesunde Schilddrüse würde nicht diese gesamte Tagesdosis an Schilddrüsenhormonen morgens auf einen Schlag produzieren und ins Blut abgeben.

Diese Methode verschaffte gelegentlich etwas Linderung, allerdings wurde es mir auf Dauer zu kompliziert und anstrengend, da man immer darauf achten muss, mindestens eine Stunde vor der Einnahme und eine halbe Stunde nach der Einnahme nichts mehr zu essen. Das kann auf Dauer tatsächlich recht kompliziert werden.

Könnte es eine Nebennierenschwäche sein?

Ich machte mich weiterhin im Hashimoto-Forum schlau, lass viele Bücher, die mir sehr geholfen haben und mich auf eine weitere Problematik aufmerksam machten. Die Nebennierenschwäche.

Eine Nebennierenschwäche tritt auf, wenn die Nebennieren, kleine Drüsen über den Nieren, nicht genug Hormone produzieren können. Diese Hormone, wie zum Beispiel das Stresshormon Cortisol, sind wichtig für den Stoffwechsel, das Immunsystem und den Umgang mit Stress. Bei einer Nebennierenschwäche fühlet man sich oft müde und erschöpft. Man kann auch Probleme haben, mit Stress umzugehen und hat häufig einen niedrigen Blutdruck. Also alles was mich aktuell so plagte.

Diese Erkrankung soll häufig bei Hashimoto-Patienten auftreten und bringt alle Symptome mit sich, die mich aktuell und dauerhaft plagten. Die Grafik zeigt, welche Vorgänge im Körper nicht mehr sauber ablaufen, wenn die Nebennieren geschwächt sind.

Infografik: Stressreaktion - Vorgänge die bei einer Nebennierenschwäche nicht mehr vollständig ablaufen
Infografik: Stressreaktion – Vorgänge die bei einer Nebennierenschwäche nicht mehr vollständig ablaufen | © VectorMine – Fotolia.com

So schnell wie möglich vereinbarte ich einen neuen Termin bei meiner Endokrinologin, um mit ihr die Möglichkeit der Nebennierenschwäche bei mir zu besprechen und gegeben falls entsprechende Testungen durchzuführen.

Leider hielt meine Ärztin nicht sonderlich viel von der sogenannten Nebennierenschwäche. Sie war der Meinung, dass es aus schulmedizinischer Sicht nur die Nebennierenerkrankung Morbus-Addison gäbe, welche mit einem totalen Versagen der Nebennieren einherging.

Eine Schwächung der Nebennieren wäre ihr somit neu und auch das Interesse diesbezüglich hielt sich sehr in Grenzen. Allerdings konnte sie es nicht übersehen, wie schlecht es mir ging und hatte sich letztendlich doch noch, auf den von mit recherchierten Cortisol-Speicheltest, eingelassen.

Ein Cortisol-Speicheltest wird hoffentlich etwas Licht ins Dunkle bringen

Meine Ärztin hatte den Speicheltest bestellt und so konnte ich ihn einige Tage später in der Praxis abholen. Endlich hatte ich die Möglichkeit mein Cortisol im Tagesverlauf zu messen. Der Test bestand aus lediglich vier Proberöhrchen, anstatt aus den normalerweise üblichen sieben Röhrchen. Aber selbst das war besser als nichts.

Bei einem Cortisolspeicheltest wird der Cortisolgehalt im Speichel untersucht und bestimmt. Dazu musste ich zu vier unterschiedlichen Tageszeiten den Speichel in ein dafür vorgesehenes Röhrchen geben und mit der entsprechenden Uhrzeit versehen. Im Vorfeld ist das Essen, Rauchen und Zähne putzen untersagt und würde falsche Ergebnisse liefern. Die Proben musste ich dann über Nacht im Kühlschrank lagern und habe sie dann am nächsten Morgen direkt zur Post gebracht, um sie an das entsprechende Labor zu versenden.

Es hatte eine ganze Weile gedauert bis die Ergebnisse vom Labor eingetroffen waren, aber nach fast drei Wochen war es soweit:

  • Cort1 0.41ug/dl (0.185–1.457) » 17,69%
  • Cort2 0.10ug/dl (0.076–0.569) » 4,87%
  • Cort3 0.09ug/dl (0.065–0.438) » 6,7%
  • Cort4 0.02ug/dl (0.033–0.333) » 4,33%

Parallel dazu wurde noch mein Blut untersucht und es kam ein stark erhöhter ACTH-Wert heraus. Dies ist im Grunde immer ein Zeichen dafür, dass die Hypophyse die Nebennieren anspornen möchte, mehr Cortisol zu produzieren. Wenn diese aber zu stark erschöpft sind, ist dies nicht möglich und der ACTH steigt weiterhin an.

Cortisolspeicheltest - zu niedriges Cortisol

Leider war dies alles kein Grund für meine Ärztin, eine Nebennierenschwäche zu akzeptieren, geschweige denn eine ordentliche Behandlung in die Wege zu leiten. Ihrer Meinung nach war alles soweit noch in Ordnung und meine Probleme müssten woanders liegen.

Da muss man sich dann doch einmal fragen, weshalb diese Tests denn überhaupt zur Verfügung stehen, wenn die Ergebnisse eindeutig ausfallen, aber der Arzt diese ignoriert. Dies zeigt nur wieder einmal, wie wichtig es ist, sich als Betroffener mit der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis auf eigene Faust zu dieser Erkrankung zu informieren und Bescheid zu wissen. Nur auf diese Weise kann man sich viel Zeit und Ärger ersparen.

Eine Nebennierenschwäche steht fest, wird aber nicht behandelt

Da ich es zu der Zeit leider nicht viel besser wusste, hatte ich mich auf ihre Worte verlassen und ein weiterer Strohhalm, an den ich mich geklammert hatte, war weggebrochen. Hätte ich mich bereits damals besser informiert, dann wäre mir schnell klar gewesen, dass da bereits zu diesem Zeitpunkt eine recht ordentliche Nebennierenschwäche vorlag und somit eine Therapie mit L-Thyroxin sogar absolut kontraproduktiv war.

Aber ich war ja nun mal kein Arzt und hörte zunächst auf das, was man mir sagte. Dies stellte sich allerdings im weiteren Verlauf meiner Erkrankung immer wieder als grober Fehler heraus.

Somit mussten meine Probleme wohl weiterhin bei der Schilddrüse und der Hashimoto-Thyreoiditis zu suchen sein, sodass ich den Rest des Jahres weiterhin versuchte, mich irgendwie mit L-Thyroxin einzustellen. Dabei versuchte ich mich weiter an den verschiedensten Splitting-Varianten, aber probierte auch verschiedene Hersteller der Schilddrüsenhormone aus. Dazu mehr im kommenden Jahr 2010.


Häufig gestellte Fragen

Wie wird L-Thyroxin zur Behandlung von Hashimoto-Thyreoiditis eingesetzt?

L-Thyroxin, ein synthetisches Schilddrüsenhormon, wird verwendet, um den Mangel an natürlichen Schilddrüsenhormonen auszugleichen, der durch Hashimoto-Thyreoiditis verursacht wird.

Wie wird die richtige Dosis von L-Thyroxin für einen Hashimoto-Patienten bestimmt?

Die richtige L-Thyroxin-Dosis hängt von mehreren Faktoren ab, darunter Ihr Gewicht, Alter, Geschlecht, allgemeiner Gesundheitszustand und die Schwere Ihrer Hypothyreose. Dein Arzt wird mit einer anfänglichen Dosis beginnen und diese dann basierend auf deinem TSH-Spiegel und deinen Symptomen anpassen.

Was passiert, wenn meine Dosis von L-Thyroxin erhöht wird?

Eine Erhöhung der L-Thyroxin-Dosis kann dazu führen, dass die Symptome der Hypothyreose abnehmen. Allerdings kann eine zu hohe Dosis auch Symptome einer Überfunktion der Schilddrüse verursachen, wie Nervosität, Schlaflosigkeit und Herzklopfen.

Was ist eine Nebennierenschwäche und wie steht sie in Beziehung zu Hashimoto-Thyreoiditis?

Eine Nebennierenschwäche tritt auf, wenn die Nebennieren nicht genügend Hormone, insbesondere Cortisol, produzieren. Bei Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis kann chronischer Stress, der durch den ständigen Angriff des Immunsystems auf die Schilddrüse verursacht wird, die Nebennieren belasten und zu einer Schwäche führen.

Was ist ein Cortisol-Speicheltest und wie wird er verwendet, um eine Nebennierenschwäche zu diagnostizieren?

Ein Cortisol-Speicheltest misst die Menge an Cortisol, die über einen bestimmten Zeitraum in Ihrem Speichel vorhanden ist. Dieser Test wird oft verwendet, um eine Nebennierenschwäche zu diagnostizieren, da er zeigt, wie sich Ihr Cortisolspiegel im Laufe des Tages verändert.

Wie kann eine Nebennierenschwäche die Einstellung meiner Schilddrüsenhormone beeinflussen?

Wenn die Nebennieren geschwächt sind, können sie nicht genügend Cortisol produzieren, ein Hormon, das hilft, den Stoffwechsel und die Immunreaktion des Körpers zu regulieren. Dies kann dazu führen, dass der Körper Schilddrüsenhormone nicht richtig nutzt, was es schwieriger macht, die Schilddrüsenhormone einzustellen.

Was kann ich tun, wenn ich denke, dass ich eine Nebennierenschwäche habe?

Wenn du vermutest, dass du eine Nebennierenschwäche hast, solltest du dies mit deinem Arzt besprechen. Er kann einen Cortisol-Speicheltest oder andere Tests anordnen und dir dann die geeignete Therapie vorschlagen.

Muss eine Nebennierenschwäche immer behandelt werden?

Ja, unbehandelt können Nebennierenschwächen zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen, einschließlich ständiger Müdigkeit, Depressionen und niedrigem Blutdruck. Die Behandlung kann aber so einfach sein wie Änderungen in Ernährung und Lebensstil, oder kann Medikamente einschließen.

Kann Hashimoto-Thyreoiditis geheilt werden, indem die Hormondosis mit L-Thyroxin erhöht wird?

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Erkrankung, die nicht geheilt werden kann. L-Thyroxin kann jedoch dazu beitragen, die Symptome zu lindern und den TSH-Spiegel im normalen Bereich zu halten.

Was passiert, wenn meine Dosis von L-Thyroxin zu hoch ist?

Eine Dosis von L-Thyroxin, die zu hoch ist, kann zu Hyperthyreose führen, einem Zustand, der durch zu viel Schilddrüsenhormon im Körper gekennzeichnet ist. Symptome können Nervosität, Zittern, schnellen Puls, Gewichtsverlust, Schwitzen und Schlafstörungen umfassen.

Wie lange dauert es, bis sich mein Körper nach einer Änderung der L-Thyroxin-Dosis angepasst hat?

Es kann einige Wochen dauern, bis dein Körper auf eine Änderung der L-Thyroxin-Dosis reagiert, da es Zeit braucht, bis sich der neue Hormonspiegel im Körper stabilisiert hat.

Was kann ich tun, wenn ich mich trotz der Einnahme von L-Thyroxin immer noch müde und erschöpft fühle?

Wenn du dich trotz der Behandlung mit L-Thyroxin immer noch müde fühlst, solltest du dies mit deinem Arzt besprechen. Es könnte sein, dass deine Dosis angepasst werden muss, oder dass andere Faktoren wie eine Nebennierenschwäche eine Rolle spielen.

Wie kann ich herausfinden, ob ich eine Nebennierenschwäche habe?

Wenn du vermutest, dass du eine Nebennierenschwäche haben könntest, solltest du dies mit deinem Arzt besprechen. Er kann einen Cortisol-Speicheltest oder andere Tests anordnen, um eine Diagnose zu stellen.

Was kann ich tun, um meine Nebennieren zu unterstützen und eine Nebennierenschwäche abzuwehren?

Um die Gesundheit deiner Nebennieren zu unterstützen, ist es wichtig, eine ausgewogene Ernährung zu befolgen, ausreichend zu schlafen, Stress zu bewältigen und regelmäßig mäßige Bewegung zu machen.

Was ist der Zusammenhang zwischen Hashimoto-Thyreoiditis und Nebennierenschwäche?

Bei Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis kann der chronische Stress, der durch die ständigen Immunangriffe auf die Schilddrüse verursacht wird, die Nebennieren belasten und zu einer Schwäche führen.

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