Hashimoto-Tagebuch Teil 3: Meine verzweifelte Arztsuche

Michael Ayed // Gesundheitsberater & Präventionscoach

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Da es mir nun mittlerweile immer schlechter ging und meine Ärztin mit ihrem Latein am Ende war, überwies sie mich in die endokrinologische Fachabteilung des Aachener Klinikums. Genauer gesagt zu einem der besten Spezialisten auf diesem Gebiet, wie meine Ärztin es formuliert hatte.

Das hörte sich doch gut an und wieder hatte ich ein Fünkchen Hoffnung, dass dieser Professor mir sicherlich endlich helfen konnte. Nach drei Wochen Wartezeit war es nun soweit und ich nahm den Termin bei ihm wahr.

Als ich sein Büro betrat, war ich erschlagen von dem riesigen Büro mit dem Marmorfußboden und den Designer-Möbeln.

Heute ist sowas für mich ein Grund zu flüchten, da die meisten Ärzte die ich bisher kennenlernen durfte und diese sich so pompös präsentierten, meist nicht viel bieten konnten, außer nach veralteten Methoden zu behandeln oder pauschal auf die Psyche zu verweisen. Aber damals bin ich leider drauf reingefallen und habe mich zunächst in sein Obhut begeben.

Dieser Arzt wollte von mir nur das Nötigste hören und den Rest hat er sich aus meinen mitgebrachten Unterlagen erlesen. Als ich ihm nochmals mein Leid klagen wollte, fuhr er mir sofort über den Mund und meinte, dass er nichts hören möchte. Er würde mich erneut von Kopf bis Fuß untersuchen, dann würden wird das Problem schon finden und lösen. WOW! Starke Worte. Aber bei diesen ist es leider auch geblieben.

Gute Nachrichten: Ich bin gesund und eine Hashimoto-Thyreoiditis macht keine Probleme (Ironie)

Und so wurden verschiedene Untersuchungen in die Wege geleitet. Sowohl im Blut als auch im Urin wurden verschieden Werte bestimmt. Als ein paar Tage später alle Blut und Urinwerte aus dem Hauseigenem Labor beisammen waren, sollte ich zur Diagnose vorbeikommen.

Er hatte rausgefunden das ich eine Hashimoto-Thyreoiditis habe. Zudem wäre ich hormonell super eingestellt und es müsste mir blendend gehen. Alle Blut- und Urinwerte wären absolut im Normbereich. So wie es sich für einen 32 jährigen, kräftigen Kerl gehöre.

In diesem Moment habe ich den Mund nicht zubekommen. Da hat der Spezialist doch tatsächlich rausgefunden, dass ich eine Hashimoto-Thyreoiditis habe, wobei dies bereits in meinen mitgebrachten Unterlagen meiner Endokrinologin stand.

Und wenn es mir doch gut gehen würde, würde ich doch wohl nicht aussehen, als würde ich gleich umfallen und demnach einen Arzt aufsuchen.

Wenn ich meine Schilddrüsenhormone absetze, wird alles wieder gut (Ironie)

Es kam aber noch besser. Seiner Meinung nach würde eine Hashimoto-Thyreoiditis keine Probleme machen und ich sollte doch mein L-Thyroxin einfach komplett absetzen. Die Schilddrüse würde wieder problemlos meine Hormonversorgung übernehmen.

Da fiel mir wirklich nichts mehr ein. Ich konsultierte diesen Arzt aufgrund von massiver Symptomatik und habe bereits eine gesicherte Diagnose von meiner Endokrinologin. Dieser Professor bestätigt diese Diagnose und versucht mir aber weiszumachen, dass diese Erkrankung keine Symptome macht.

Für diese Aussage habe ich also einen Spezialisten aufgesucht. Einen der Besten, wohlgemerkt. So langsam wurde mir klar, dass die meisten Ärzte aktuell einfach sehr wenig Ahnung von dieser Erkrankung haben und auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen können.

Nach einem kurzen Wortwechsel habe mich höflich verabschiedet und stand wieder am Anfang mit meiner Suche nach einem Arzt, der mir helfen konnte.

Mittlerweile ging es mir so schlecht, wie man es sich wohl kaum vorstellen konnte. Ich konnte kaum noch am normalen Leben teilnehmen und war nahezu arbeitsunfähig. Nichts desto trotz war ich ja immer noch selbstständig, das Geschäft florierte und es gab viel zu tun.

Wäre meine Frau nicht immer für mich da gewesen und hätte mich sowie mein Geschäft mit unfassbarer Energie unterstützt, wäre ich wohl bereits längst nicht nur gesundheitlich sondern auch finanziell am Ende.

Hashimoto macht einsam und nachdenklich

Womit wir an dem Punkt wären, an dem ich mich aufrichtig bei meiner geliebten Frau bedanken möchte, ohne die ich vermutlich schon nicht mehr da wäre!

Ich möchte auch meinen wenigen, verbliebenen Freunden danken, die immer für mich da waren und mich bis hierhin durch die schweren Zeiten begleitet haben!

Denn Freunde verliert man mit dieser Krankheit relativ zügig, da kaum jemand diese Krankheit und ihre Symptome verstehen kann oder will.

Vielen war mein Zustand auch einfach zu unbequem. Nachdem ich über eine gewisse Zeit alle Discobesuche oder Freizeitaktivitäten nicht wahrnehmen konnte, da es mir gesundheitlich einfach zu  schlecht ging, wurde ich von den meisten Freunden einfach fallen gelassen. Dieser Weg ist leider für viele Menschen nun mal der Einfachere.

Aber das ist wohl das einzig Positive an dieser Krankheit: Die meisten Menschen zeigen in solchen Situationen ihr wahres Gesicht und man erfährt letztendlich, welche Freunde die wirklichen Freunde sind.

Das Schwermetall Quecksilber wird zum ersten Mal ein Thema

Irgendwie musste es aber weitergehen. Somit versuchte ich mich weiter zu der Krankheit einzulesen und stolperte aber auch immer wieder über verschiedene andere Erkrankungen, die mit meinen Symptomen übereinstimmten.

Da ein umfangreicher Zahnarztbesuch anstand, kam ich auch zwangsläufig an dem Thema “Quecksilber” nicht vorbei. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich acht Amalgamfüllungen im Mund, was vermutlich meine gesundheitliche Situation nicht unbedingt vorteilhafter gestaltete.

Als die acht Plomben dann ohne jegliche Schutzvorkehrungen entfernt wurden, fand ich heraus, das Quecksilber in jedem Fall ausgeleitet werden musste.

Laut Dr. Mutter, über den in dieser Zeit sehr viel berichtet wurde, wären dazu Chlorellaalgen Bärlauch und Koriander geeignet und angeblich sehr wirksam. Bis zum Ende des Jahres habe ich eine entsprechende Ausleitung der Schwermetalle nach Dr. Mutter Protokoll durchgeführt, allerdings ohne spürbaren Erfolg oder jegliche Verbesserung meines Gesundheitszustandes.

Wie sich später rausstellen sollte, ist das Protokoll absolut unbrauchbar und wirkungslos, wenn es um eine echte Quecksilber-Vergiftung geht. Eines Vorweg: Das heißt aber nicht, das Quecksilber nicht mein größtes Problem sein sollte.

Ein neuer Arzt aus Düsseldorf unternahm endlich etwas

Zum Ende des Jahres habe ich auf Empfehlung einer Bekannten, die auch seit Jahren mit der Hashimoto-Thyreoiditis zu kämpfen hat, einen weiteren Arzt aufgesucht. Es war ein Internist aus Düsseldorf, der sich auf das Thema Schilddrüse und Hashimoto-Thyreoiditis spezialisiert hatte.

Er beeindruckte mich zunächst sehr mit seinem Fachwissen und seiner Art und Weise. Außerdem nahm er sich sehr viel Zeit für mich und hatte mir viele Zusammenhänge sehr ausführlich erklärt.

Zum Schrecken meiner privaten Krankenkasse, hatte er seitenweise Blutwerte in verschiedenen Laboren angefordert. Die Kosten dafür gingen in die Tausende, wurden aber glücklicherweise von meiner Krankenkasse vollständig übernommen.

Seiner Meinung nach bräuchte ich Schilddrüsenhormone als Kombipräparat mit zusätzlichem T3. Er war der Meinung, dass mein fT3 im Verhältnis zum fT4 zu niedrig lag. Und da nur T3 stoffwechselaktiv ist, wäre der niedrige fT3 im Blut verantwortlich für meine gesundheitlichen Probleme.

Daraufhin verschrieb er mir eine Packung Novothyral 100. Dieses Schilddrüsenmedikament enthält pro Tablette 100µg T4 und 20µg T3 und hatte mich schlicht und ergreifend einfach umgehauen. Starke Überfunktionssymptome machten sich sofort bemerkbar und sorgten für sehr unangenehme Symptome. Ein klassischer Fall von Überdosierung, denn vor allem das stoffwechselaktive T3 muss in kleinen Schritten eingeschlichen werden, damit sich der Körper daran gewöhnen kann. Allerdings wusste ich dies zu diesem Zeitpunkt leider nicht und hatte mich einfach auf den Arzt verlassen.

Nach einem Telefonat mit dem Arzt und der Schilderung meiner Problematik mit Novothyral, schickte er mir ein neues Rezept für eine Packung Prothyrid, welches „lediglich“ 10µg T3 und 100µg T4 enthält.

Mit diesem Verhältnis ging es mir direkt deutlich besser und ich begann mit dem Finetuning. Alle 4 Wochen wurden neue Blutwerte bestimmt und die Dosis entsprechend angepasst. Aber irgendwie stellte sich keine Symptomfreiheit ein. Egal welche Dosierung ich auch ausprobierte.

Unterzuckerungen durch eine Insulinresistenz oder doch aufgrund einer Nebennierenschwäche ?

Parallel zu der Schilddrüseneinstellung wurden noch einige Blutzuckertests gemacht und es stellte sich heraus, dass ich wohl tatsächlich sehr schnell zu Unterzuckerungen neige. Dies könnte nach Meinung des Arztes eine Insulinresistenz als Ursache haben, welche er versuchsweise mit Metformin behandeln wollte.

Und tatsächlich ging es mir zunächst für einige Tage deutlich besser mit der Einnahme von Metformin. Leider hielt diese Verbesserung nur kurz an und ließ sich auch mit verschiedensten Dosierungen nicht mehr reproduzieren.

Das Problem war, dass ich wirklich Unterzuckerungen erlitt, aber der Ursprung lag woanders, was ich aber erst ein paar Monate später feststellen musste.

Einige Wochen später habe ich das Metformin wieder abgesetzt, mich weiterhin der Schilddrüseneinstellung gewidmet und bin im Gespräch mit dem Arzt auf das Thema Nebennierenschwäche zu sprechen gekommen. 

Cortisol-Tagesprofil mit sehr niedrigen Cortisolwerten im Tagesverlauf
Ein Cortisolspeicheltest, der nicht schlechter hätte ausfallen können | © Michael Ayed – Hashimoto-Info.de

Ich hatte nämlich zwischenzeitlich weiterhin an diesem Thema geforscht und auf eigene Faust bei Ganzimmun Speicheltests bestellt und meinen Cortisolstatus bestimmen lassen. Die Ergebnisse waren einfach nur unterirdisch.

Als ich dem Arzt die Ergebnisse zeigte, war dieser sofort bereit mir Cortison aufzuschreiben, um die Nebennieren zu entlasten und damit hoffentlich mein Befinden zu verbessern.

Ich war heilfroh endlich einen Arzt gefunden zu haben, der Engagement zeigte und auch bereit war mit dem Patienten zu arbeiten, anstatt sich lediglich profilieren zu wollen. Endlich wird meine Nebennierenschwäche anerkannt und auch behandelt. Dazu mehr im kommenden Jahr 2011.


Häufig gestellte Fragen

Warum ist es so schwierig, einen Arzt zu finden, der sich auf Hashimoto-Thyreoiditis spezialisiert hat?

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine komplexe Erkrankung, die oft multidisziplinäre Kenntnisse erfordert. Leider sind viele Ärzte nicht ausreichend in Autoimmunerkrankungen geschult oder haben nicht die Ressourcen, um eine individualisierte Betreuung anzubieten.

Was kann ich tun, wenn ich das Gefühl habe, dass meine Hashimoto-Thyreoiditis von medizinischen Fachleuten nicht ernst genommen wird?

Es kann hilfreich sein, sich an Patientenverbände oder Foren zu wenden, die Ärzte empfehlen können, die Erfahrung mit Hashimoto haben. Zudem kann es hilfreich sein, auf Aufklärung zu setzen und dem Arzt entsprechende Informationsmaterialien zur Verfügung zu stellen.

Warum fühle ich mich durch meine Hashimoto-Thyreoiditis einsam und nachdenklich?

Chronische Erkrankungen können oft Isolation und Nachdenklichkeit fördern, da sie das tägliche Leben beeinträchtigen und manche Menschen das Gefühl haben, dass andere ihre Erfahrungen nicht verstehen können.

Was ist Insulinresistenz und wie ist sie mit Hashimoto-Thyreoiditis verbunden?

Insulinresistenz ist ein Zustand, in dem die Zellen weniger empfindlich auf das Hormon Insulin reagieren, was zu hohen Blutzuckerspiegeln führt. Hashimoto-Thyreoiditis kann das Risiko einer Insulinresistenz erhöhen, da es die allgemeine Stoffwechselgesundheit beeinflusst.

Kann Hashimoto-Thyreoiditis eine Nebennierenschwäche verursachen?

Hashimoto-Thyreoiditis kann indirekt zu einer Nebennierenschwäche beitragen, insbesondere wenn sie nicht gut verwaltet wird. Chronischer Stress, ob durch Krankheit oder aus anderen Gründen, kann die Nebennieren belasten.

Was ist eine Unterzuckerung und welchen Einfluss hat sie auf Hashimoto-Thyreoiditis?

Unterzuckerung tritt auf, wenn der Blutzuckerspiegel zu niedrig ist. Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis sind aufgrund eventueller Insulinresistenz oder bei schlecht eingestellter Medikation anfälliger für Unterzuckerung.

Wie kann ich mit den emotionalen Auswirkungen von Hashimoto-Thyreoiditis umgehen?

Der Umgang mit einer chronischen Erkrankung kann psychische Unterstützung erfordern. Psychologen, Therapeuten oder Selbsthilfegruppen können Hilfestellungen leisten. Ebenso sind Entspannungstechniken und regelmäßige Bewegung wichtige Faktoren.

Was kann ich tun, wenn der Arzt meine Symptome nicht mit Hashimoto in Verbindung bringt?

Wenn du dich unverstanden fühlst, ist es immer dein Recht, eine Zweitmeinung einzuholen. Ebenfalls kann Aufklärungsarbeit hilfreich sein.

Welche Auswirkung kann eine schlechte Arzt-Patient-Kommunikation auf mein Wohlbefinden und den Umgang mit Hashimoto haben?

Eine gute Arzt-Patient-Kommunikation ist wichtig für das Verständnis der Krankheit und das Management der Symptome. Fehlkommunikation kann zu Misstrauen und schlechter Therapietreue führen.

Kann meine Hashimoto-Thyreoiditis durch Diät und Lebensstil verbessert werden?

Ja, bestimmte Ernährungs- und Lifestyle-Ansätze können dabei helfen, die Symptome von Hashimoto-Thyreoiditis zu lindern. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, Bewegung und Stressmanagement.

Warum ist es wichtig, dass Hashimoto-Thyreoiditis ernst genommen wird?

Wenn Hashimoto-Thyreoiditis nicht richtig behandelt wird, kann dies zu ernsthaften gesundheitlichen Komplikationen führen, einschließlich Herzproblemen und Unfruchtbarkeit.

Gibt es Gemeinschaften oder Verbände für Leute mit Hashimoto-Thyreoiditis?

Ja, es gibt mehrere Organisationen und Online-Communities, die Unterstützung und Ressourcen für Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis anbieten.

Könnte meine Hashimoto-Thyreoiditis die Ursache für meine ständige Müdigkeit sein?

Ja, ständige Müdigkeit ist ein häufiges Symptom bei Hashimoto. Sollten deine Schilddrüsenwerte gut eingestellt sein, könnten auch andere Faktoren wie eine Nebennierenschwäche eine Rolle spielen.

Könnte meine Hashimoto-Thyreoiditis zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen?

Unbehandelt oder schlecht verwaltet, kann Hashimoto-Thyreoiditis zu weiteren gesundheitlichen Komplikationen führen, darunter Herzerkrankungen, Unfruchtbarkeit und selten sogar ein Myxödemkoma, ein lebensbedrohlicher Zustand.

Wie kann ich mich sicher fühlen und Unterstützung finden, wenn ich mich aufgrund meiner Hashimoto-Thyreoiditis oft isoliert und missverstanden fühle?

Sich einer Selbsthilfe- oder Online-Community anzuschließen, kann sehr hilfreich sein. Dort findest du Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und die deine Gefühle und Herausforderungen nachvollziehen können. Auch der Austausch mit einem Therapeuten kann dabei helfen, mit den emotionalen Aspekten der Krankheit umzugehen.

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