Die Bedeutung des TSH-Wertes bei Schilddrüsendiagnostik: Goldstandard oder überbewertet?

Michael Ayed // Gesundheitsberater & Präventionscoach

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Die Schilddrüse spielt eine wichtige Rolle bei zahlreichen, körperlichen Vorgängen und ihre normale Funktion ist von großer Bedeutung für eine solide Gesundheit. Dabei ist das TSH der am häufigsten getestete Marker, wenn es darum geht, Schilddrüsenerkrankungen zu diagnostizieren oder auszuschließen und wird von vielen Endokrinologen und Hausärzten seit vielen Jahrzehnten als zuverlässig angesehen.

Trotzdem gibt es Meinungsverschiedenheiten darüber, ob diese Herangehensweise ausreichend ist, um eine korrekte Diagnose und Behandlung von Schilddrüsenproblemen wie der Hashimoto-Thyreoiditis, Schilddrüsenunterfunktion oder der Schilddrüsenüberfunktion zu gewährleisten.

Denn neben dem TSH gibt es weitere wichtige Parameter für eine umfassende Diagnose, wie das fT3, fT4 und verschiedene Antikörper. In einigen Fällen kann eine ausschließliche Behandlung der Schilddrüsenstörung auf Basis des TSH-Werts unzureichend sein und nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen. Eine ganzheitliche Betrachtung der Schilddrüsenfunktion ist daher von entscheidender Bedeutung, um eine optimale Behandlung des Patienten zu gewährleisten.

Aus Erfahrungsberichten von Betroffenen zeigt sich, dass es häufig zu Unsicherheiten und Konflikten mit dem Arzt kommt, wenn eine Schilddrüseneinstellung nach dem TSH-Wert nicht zum gewünschten Erfolg führt. Renommierte Ärzte weisen auch immer wieder darauf hin, dass eine auf den TSH beschränkte Behandlung seine eigenen Einschränkungen mit sich bringt. Es ist daher wichtig, die Schilddrüsenwerte umfassend zu bewerten und eine individuelle Behandlung des Patienten durchzuführen, um eine positive Wirkung zu erzielen.

Deshalb beschäftigen wir uns in diesem Artikel mit der Zuverlässigkeit des TSH bei Schilddrüsenerkrankungen wie der Hashimoto-Thyreoiditis und schauen uns an, wie verschiedene Schilddrüsen-Experten dieses Thema betrachten:

Die Bedeutung des TSH-Wertes bei Schilddrüsenerkrankungen

Der TSH-Wert ist ein Marker bei der Diagnose und Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. TSH steht für Thyreoidea-stimulierendes Hormon und wird von der Hirnanhangdrüse als eine Art Steuerhormon produziert.

Es ist für die Stimulation der Schilddrüse verantwortlich, um die Hormone T3 und T4 zu produzieren. Werden die Hormone T3 und T4 im Blutkreislauf knapper, hebt die Hirnanhangdrüse den TSH-Gehalt im Blut an und signalisiert so der Schilddrüse, dass diese mehr Schilddrüsenhormone zur Verfügung stellen soll. Ein von der Norm abweichender TSH-Wert kann auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse hinweisen und stellt sich meist folgendermaßen dar:

Ein erhöhter TSH-Wert ist ein Indikator für eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), da der Körper versucht, die Schilddrüse zur Produktion von Hormonen anzuregen. Infolgedessen kann eine hormonelle Supplementierung notwendig sein, um das Gleichgewicht der Hormonproduktion im Körper wieder herzustellen. Eine Hypothyreose kann zu Symptomen wie Gewichtszunahme, Müdigkeit oder Kälteempfindlichkeit führen.

Ein niedriger TSH-Wert kann auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) hindeuten, da der Körper versucht, die Produktion von Schilddrüsenhormonen zu reduzieren. Eine Überfunktion kann zu Symptomen wie Gewichtsverlust, Unruhe oder Schwitzen führen. Bei einer Hyperthyreose kann eine medikamentöse Behandlung mit Thyreostatika wie Carbimazol oder Thiamazol notwendig sein, um die Hormonproduktion zu senken.

Die Entwicklungsgeschichte des TSH-Tests

In der Frühzeit der Schilddrüsenuntersuchungen wurden die Stoffwechselrate, erhöhte Cholesterinwerte und Kreatinphosphokinase gemessen, um Schilddrüsenerkrankungen festzustellen. Patienten mit erhöhtem Cholesterinspiegel wurden damals mit natürlichen Schweine- oder Rinder-Schilddrüsenhormonen behandelt, um den Cholesterinspiegel zu senken.

Bis in die 1940er-Jahre wurde die Messung der basalen Stoffwechselrate in nahezu jeder Arztpraxis erfolgreich angewendet, bevor sie von der radioaktiven Jodaufnahme als Methode zur Schilddrüsendiagnostik abgelöst wurde.

In den späten 1960er-Jahren wurde der TSH-Test eingeführt und als bevorzugte Methode zur Diagnose und Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen gepriesen. Im Laufe der nächsten 20 Jahre wurde der TSH-Test stetig verbessert und galt schließlich als unverzichtbarer Goldstandard in der Schilddrüsendiagnostik.

Jedoch ist jedem neuen Test, der im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelt und als unfehlbar beworben wurde, die Grenze gesetzt, dass er nicht in der Lage ist, alle Fälle einer Schilddrüsenerkrankung zu diagnostizieren. Daher kann man es nicht oft genug betonen, dass eine umfassende Diagnose und individuelle Behandlung erforderlich ist, um sicherzustellen, dass Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen die bestmögliche Behandlung erhalten.

Warum die alleinige Schilddrüseneinstellung nach dem TSH unzureichend ist

Dr. David Derry M.D., Ph.D., ein bekannter Schilddrüsenexperte und Forscher aus British Columbia, hat in einem Interview mit Mary Shomon eine plausible Erklärung dafür gegeben, warum die Schilddrüseneinstellung allein auf Basis des TSH-Wertes sehr begrenzt ist. Dr. Derry vermutet, dass eine Ursache für diese Limitation die Empfindlichkeit der Hypophyse-Zellen ist, welche die Ausschüttung des TSH regulieren. Diese Zellen reagieren im gesamten Körper am empfindlichsten auf Schilddrüsenhormone.

Daher würde man nur die Hypophyse behandeln, wenn man lediglich den TSH als Maßstab für die Schilddrüseneinstellung nutzt. Die Hypophyse würde auf die Einnahme von Schilddrüsenhormonen positiv reagieren und den TSH-Wert senken, was dazu führen würde, dass die Schilddrüse weniger Hormone produziert. Die weniger empfindlichen Zellen im Körper würden dadurch nicht ausreichend mit Schilddrüsenhormonen versorgt werden.

Dr. Derry stellt zudem fest, dass das bloße Überwachen des TSH-Wertes dazu führen kann, dass Ärzte die Schilddrüsenhormondosis des Patienten weiter senken, auch wenn dies für den Patienten nicht gerade von Vorteil ist.

Zudem führt er in dem Interview aus, dass führende Kliniken weltweit vor Einführung des TSH-Tests ihre Schilddrüsenpatienten über 80 Jahre lang sehr erfolgreich mit Hormondosierungen zwischen 200 und 400 µg Levothyroxin behandelt haben. Im Gegensatz dazu erhalten heutzutage Patienten oft nur 100 µg Levothyroxin.

Auch die Behandlung von Schilddrüsenkrebspatienten sah bis in die 70er-Jahre ganz anders aus als heute. Die behandelnden Ärzte verabreichten ihren Patienten die maximale tolerierte Dosis an Schilddrüsenhormonen, bis erste toxische Symptome auftraten. Anschließend senkten sie die Dosis minimal, bis die Überdosierungssymptome, wie Tachykardie oder Schwitzen, verschwanden.

Dr. Derry ist aufgrund seiner Beobachtungen auch der Meinung, dass je länger keine entsprechende Hormonbehandlung stattfindet, es mit der Zeit immer schwieriger wird, die Symptome in den Griff zu bekommen. 

Einschränkungen in der Diagnostik und Therapie durch reine TSH-Behandlung

Dr. Rowsemitt und Dr. Najarian betonen, dass eine auf den TSH-Wert beschränkte Behandlung Einschränkungen in der Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen mit sich bringt. Eine dieser Einschränkungen ist, dass der TSH-Wert keinen Unterschied zwischen primärer und sekundärer Schilddrüsenunterfunktion macht. Die sekundäre Unterfunktion ist eine Folge der Hypophyseninsuffizienz, die letztendlich auch zu einem niedrigen TSH-Spiegel führt.

Ein weiteres Problem bei der ausschließlichen Verwendung des TSH-Wertes ist, dass ein TSH-Mangel oder TSH-Überschuss durch eine tertiäre Hypo- oder Hyperthyreose hervorgerufen werden kann. Dies ist auf Störungen bei der TRH-Produktion im Hypothalamus oder Probleme bei der Signalübermittlung im hypothalamisch-hypophysären System (Pickardt-Syndrom) zurückzuführen.

Zusätzlich beeinflussen verschiedene Medikamente und Hormone den TSH-Wert erheblich. Beispiele hierfür sind Morphin, Heparin, Glucocorticoide, Levothyroxin, Katecholamine, Somatostatin, Octreotide, Dolasetron, Dopamin und verschiedene Nahrungsergänzungsmittel wie Biotin. Diese Einflüsse können zu einer verfälschten Beurteilung des TSH-Wertes führen und somit eine adäquate Therapie erschweren.

Ein supprimierter TSH-Wert stellt nicht immer ein Problem dar

Noch immer scheint vielen Ärzten nicht bewusst zu sein, dass Patienten, die ergänzend zu T4 auch T3 in Form von Thybon, Prothyrid, Novothyral oder natürlichen Schweinehormonen einnehmen, in etwa 95% der Fälle einen deutlich verringerten oder unterdrückten TSH aufweisen. Frühere Versionen des Beipackzettels des Schilddrüsenmedikaments Novothyral enthielten entsprechende Hinweise:

„Die Erhöhung der Schilddrüsenhormonkonzentration unter Novothyral führt über einen negativen Feed-back-Mechanismus zu einer supprimierten TSH Sekretion der Hypophyse.“ 

http://www.pharmazie.com

Auch Frau Dr. Leveke Brakebusch, Spezialistin für autoimmune Schilddrüsenerkrankungen in Konstanz, ist folgender Ansicht, wenn es um einen supprimierten TSH-Wert aufgrund von T3-Einnahme geht:

„… eine latente Überfunktion ist eine echte kontinuierlich bestehende Überfunktion – das ist etwas anderes als bei T3 Einnahme passiert. Ein erniedrigtes TSH ist kein Beweis für das Vorliegen einer Überfunktion.

Bei der Einnahme von Kombipräparaten kann der TSH z.B. supprimiert also erniedrigt sein durch eine kurzfristige T3-Erhöhung.

Leider gibt es noch kein Präparat das T3 verzögert freisetzt. Wir sehen also auch hier, ein supprimierter TSH ist keinesfalls mit einer Überfunktion gleichzusetzen, solange sich die freien Werte fT3 und fT4 in der Norm befinden.“ 

Dr. L. Brakebusch, www.ht-mb.de

Fazit

Der TSH-Test hat seine Daseinsberechtigung als Instrument zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen. Der TSH-Spiegel zeigt im Optimalfall an, ob die Schilddrüse richtig arbeitet oder ob eine Hyper- oder Hypothyreose vorliegt.

Ein normaler TSH-Wert allein ist jedoch nicht immer ausreichend, um die Diagnose einer Schilddrüsenerkrankung zu stellen. Es ist wichtig, auch die anderen Schilddrüsenhormone wie T3 und T4 zu überprüfen, um ein vollständigeres Bild der Schilddrüsenfunktion zu erhalten.

In einigen Fällen kann ein erhöhter TSH-Wert die einzige Anomalie bei einer Schilddrüsenerkrankung sein. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass ein normaler TSH-Wert die alleinige Diagnose einer Schilddrüsenerkrankung ausschließen kann. Daher sollte bei einem Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung immer eine vollständige Diagnose durch einen Facharzt erfolgen.

Die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen basiert nicht nur auf dem TSH-Test, sondern auch auf anderen Faktoren wie den Symptomen des Patienten, der zugrunde liegenden Ursache der Erkrankung und der eventuellen Beteiligung anderer Organe. Der TSH-Test kann jedoch dazu beitragen, den Erfolg der Behandlung zu überwachen und sicherzustellen, dass der Patient die richtige Dosis der Schilddrüsenhormone erhält.

Insgesamt hat der TSH-Wert eine klare Daseinsberechtigung bei der Schilddrüsendiagnostik und -behandlung. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass ein einzelner TSH-Wert nicht ausreicht, um eine Schilddrüsenerkrankung zu diagnostizieren oder allein zu behandeln. Eine umfassende Diagnose und Behandlung durch einen Facharzt ist unerlässlich.

Häufig gestellte Fragen

Was ist der TSH-Wert und wie wird er gemessen?

Der TSH-Wert ist die Konzentration des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) im Blut. TSH ist ein Hormon, das in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet wird und die Schilddrüse anregt, die Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) zu produzieren. Der TSH-Wert wird durch eine Blutentnahme aus einer Vene bestimmt. Die Messung erfolgt meist am Morgen, da der TSH-Wert im Tagesverlauf schwankt und nachts am höchsten ist.

Was sind die Normalwerte für den TSH-Wert?

Die Normalwerte für den TSH-Wert können je nach Labor und Messmethode leicht variieren. In der Regel gelten folgende Werte als normal:

Erwachsene: 0,4 bis 2,0 mU/l
Kinder: 0,7 bis 5,3 mU/l
Schwangere: 0,1 bis 1,5 mU/l

Was bedeutet ein erhöhter TSH-Wert?

Ein erhöhter TSH-Wert kann auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) hinweisen. Das bedeutet, dass die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert und die Hypophyse versucht, dies durch eine vermehrte Ausschüttung von TSH zu kompensieren. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel eine chronische Entzündung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis), eine Jodmangel-Erkrankung (Struma), eine operative Entfernung oder eine Radiojodtherapie der Schilddrüse. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann zu Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, trockener Haut, Haarausfall, Verstopfung oder Depressionen führen.

Was bedeutet ein erniedrigter TSH-Wert?

Ein erniedrigter TSH-Wert kann auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) hinweisen. Das bedeutet, dass die Schilddrüse zu viel Hormone produziert und die Hypophyse dies durch eine verminderte Ausschüttung von TSH zu regulieren versucht. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel eine Autoimmunerkrankung (Morbus Basedow), eine Überdosierung von Schilddrüsenhormonen, eine Entzündung der Schilddrüse (Thyreoiditis) oder gutartige Knoten in der Schilddrüse (autonome Adenome). Eine Schilddrüsenüberfunktion kann zu Symptomen wie Nervosität, Gewichtsabnahme, Hitzewallungen, Schwitzen, Herzrasen, Durchfall oder Schlafstörungen führen.

Wie wird eine Schilddrüsenfunktionsstörung behandelt?

Die Behandlung einer Schilddrüsenfunktionsstörung hängt von der Ursache und dem Schweregrad ab. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion werden meist künstliche Schilddrüsenhormone in Form von Tabletten verabreicht, um den Hormonmangel auszugleichen. Die Dosierung wird individuell anhand des TSH-Wertes und des klinischen Befundes angepasst. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden vorwiegend Medikamente eingesetzt, die die Hormonproduktion in der Schilddrüse hemmen (Thyreostatika). In manchen Fällen kann auch eine Radiojodtherapie oder eine operative Entfernung eines Teils oder der gesamten Schilddrüse notwendig sein. Die Behandlung sollte immer unter ärztlicher Kontrolle erfolgen und regelmäßig überprüft werden.

Wie aussagekräftig ist der TSH-Wert für die Schilddrüsendiagnostik?

Der TSH-Wert ist ein wichtiger, aber nicht der einzige Parameter für die Beurteilung der Schilddrüsenfunktion. Er ist besonders sensitiv für Veränderungen der Schilddrüsenhormone und kann daher frühzeitig auf eine Fehlfunktion hinweisen. Allerdings kann der TSH-Wert auch durch andere Faktoren beeinflusst werden, wie zum Beispiel die Tageszeit, die Jahreszeit, die Einnahme von Medikamenten, Schwangerschaft, Stress oder andere Erkrankungen. Daher sollte der TSH-Wert immer im Zusammenhang mit den Werten der Schilddrüsenhormone T4 und T3 sowie dem klinischen Bild des Patienten interpretiert werden. Außerdem sollte der TSH-Wert immer mit demselben Labor und derselben Messmethode bestimmt werden, um Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Was sind die Grenzen des TSH-Wertes für die Schilddrüsendiagnostik?

Der TSH-Wert hat einige Grenzen für die Schilddrüsendiagnostik, die beachtet werden sollten. Zum einen kann der TSH-Wert bei bestimmten Erkrankungen der Hypophyse oder des Hypothalamus verfälscht sein, da diese für die Bildung und Freisetzung von TSH verantwortlich sind. Zum anderen kann der TSH-Wert bei bestimmten Formen der Schilddrüsenüberfunktion oder -unterfunktion nicht aussagekräftig sein, da diese nicht auf eine gestörte Rückkopplung zwischen Hypophyse und Schilddrüse zurückzuführen sind.

Beispiele dafür sind die subakute Thyreoiditis (eine vorübergehende Entzündung der Schilddrüse), die subklinische Hyperthyreose (eine leichte Überfunktion ohne Symptome) oder die zentrale Hypothyreose (eine Unterfunktion aufgrund eines Mangels an TSH). In diesen Fällen sind die Werte der Schilddrüsenhormone T4 und T3 wichtiger für die Diagnose.

Was sind die Vorteile des TSH-Wertes für die Schilddrüsendiagnostik?

Zum einen ist der TSH-Wert ein einfacher und kostengünstiger Test, der in jedem Labor durchgeführt werden kann. Zum anderen ist der TSH-Wert ein sehr empfindlicher Marker für Veränderungen der Schilddrüsenhormone, der oft schon vor dem Auftreten von Symptomen oder Veränderungen im Ultraschallbild eine Fehlfunktion anzeigen kann. Außerdem ist der TSH-Wert ein guter Parameter für die Therapiekontrolle bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion, da er zeigt, ob die verabreichten Medikamente ausreichend wirken oder angepasst werden müssen.

Wie häufig sollte der TSH-Wert kontrolliert werden?

Die Häufigkeit der Kontrolle des TSH-Wertes hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Alter, dem Gesundheitszustand, dem Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung oder einer Therapie mit Schilddrüsenhormonen oder Thyreostatika. Generell gilt, dass Personen mit einem erhöhten Risiko für eine Schilddrüsenfunktionsstörung regelmäßig ihren TSH-Wert überprüfen lassen sollten.

Dazu gehören insbesondere Personen mit einer familiären Vorbelastung, einer Autoimmunerkrankung, einer Jodmangel-Erkrankung, einer Schwangerschaft oder einem höheren Lebensalter. Die genaue Häufigkeit sollte individuell mit dem Arzt besprochen werden. Als Richtwert gilt:

Gesunde Personen ohne Risikofaktoren: alle 5 Jahre ab dem 35. Lebensjahr
Personen mit einer bekannten Schilddrüsenerkrankung: alle 6 bis 12 Monate.
Personen mit einer Therapie mit Schilddrüsenhormonen oder Thyreostatika: alle 3 bis 6 Monate, je nach Einstellung und Stabilität des TSH-Wertes

Was sind die Risiken einer unbehandelten Schilddrüsenfunktionsstörung?

Eine unbehandelte Schilddrüsenfunktionsstörung kann zu schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit und die Lebensqualität führen. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann zu einer verminderten Leistungsfähigkeit, einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen, einer Verschlechterung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit oder einer Schwangerschaftskomplikation führen.

Eine Schilddrüsenüberfunktion kann aber auch zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels, einer Abnahme der Knochenmasse, einer Verschärfung von Augenerkrankungen, einer Gefährdung des Herzrhythmus oder einem lebensbedrohlichen Schilddrüsensturm, der thyreotoxischen Krise führen. Daher ist es wichtig, eine Schilddrüsenfunktionsstörung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Wie kann man einer Schilddrüsenfunktionsstörung vorbeugen?

Schilddrüsenfunktionsstörung kann nicht immer verhindert werden, da sie oft genetische oder immunologische Ursachen hat. Allerdings kann man einige Maßnahmen ergreifen, um das Risiko zu verringern oder die Symptome zu lindern. Dazu gehören zum Beispiel:

1. Eine ausreichende Jodzufuhr über die Ernährung oder gegebenenfalls über Jodtabletten, um eine Jodmangel-Erkrankung zu vermeiden. Die empfohlene Jodzufuhr liegt bei 200 Mikrogramm pro Tag für Erwachsene und 250 Mikrogramm pro Tag für Schwangere und Stillende.

2. Eine regelmäßige Kontrolle des TSH-Wertes bei Personen mit einem erhöhten Risiko für eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder bei Verdacht auf eine Fehlfunktion.

3. Eine konsequente Einnahme der verordneten Medikamente bei einer bestehenden Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion und eine regelmäßige Anpassung der Dosierung nach ärztlicher Anweisung.

4. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, ausreichender Bewegung, Stressabbau und Vermeidung von Rauchen und Alkohol.

Was sind die Alternativen zum TSH-Wert für die Schilddrüsendiagnostik?

Neben dem TSH-Wert gibt es noch andere Parameter und Methoden für die Schilddrüsendiagnostik, die je nach Fragestellung und Verfügbarkeit eingesetzt werden können. Dazu gehören zum Beispiel:

1. Die Bestimmung der freien Schilddrüsenhormone T4 und T3 im Blut, die die aktive Form der Hormone darstellen und die Wirkung auf den Körper widerspiegeln. Diese Werte können bei bestimmten Erkrankungen oder Medikamenteneinnahmen aussagekräftiger sein als der TSH-Wert.

2. Die Bestimmung der Schilddrüsenantikörper im Blut, die auf eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse hinweisen können. Diese Antikörper können gegen das TSH-Rezeptor-Antigen (TRAK), gegen das Thyreoglobulin (Tg-AK) oder gegen die Thyreoperoxidase (TPO-AK) gerichtet sein.

3. Die Sonografie (Ultraschall) der Schilddrüse, die die Größe, Form, Struktur und Durchblutung der Schilddrüse darstellen kann. Diese Methode kann zur Erkennung von Knoten, Zysten, Entzündungen oder Vergrößerungen der Schilddrüse dienen.

4. Die Szintigrafie (Nuklearmedizin) der Schilddrüse, die die Funktion und Verteilung der Schilddrüsenhormone in der Schilddrüse anzeigen kann. Diese Methode kann zur Unterscheidung von kalten (funktionslosen) und warmen (funktionellen) Knoten oder zur Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion dienen.

5. Die Feinnadelaspiration (FNA) der Schilddrüse, die eine Gewebeprobe aus einem verdächtigen Knoten oder einer Veränderung der Schilddrüse entnimmt. Diese Methode kann zur Abklärung einer möglichen Krebserkrankung oder einer Entzündung dienen.

Ist der TSH-Wert der Goldstandard für die Schilddrüsendiagnostik?

Der TSH-Wert ist ein wichtiger, aber nicht der einzige oder der beste Parameter für die Schilddrüsendiagnostik. Er ist zwar sehr sensitiv für Veränderungen der Schilddrüsenhormone, aber nicht immer spezifisch für die Ursache oder das Ausmaß einer Fehlfunktion. Er kann auch durch andere Faktoren beeinflusst werden, die nichts mit der Schilddrüse zu tun haben.

Daher sollte der TSH-Wert immer im Kontext mit den Werten der Schilddrüsenhormone T4 und T3, den Schilddrüsenantikörpern, dem klinischen Bild des Patienten und gegebenenfalls weiteren bildgebenden oder invasiven Methoden interpretiert werden. Der TSH-Wert ist somit kein Goldstandard, sondern ein Teil eines umfassenden Diagnosekonzepts für die Schilddrüse.

Ist der TSH-Wert überbewertet für die Schilddrüsendiagnostik?

Der TSH-Wert ist ein nützlicher, aber nicht perfekter Marker für die Schilddrüsendiagnostik. Er hat einige Vorteile, wie zum Beispiel seine Sensitivität, Einfachheit und Kostengünstigkeit. Allerdings hat er auch einige Grenzen und Einschränkungen, die beachtet werden sollten. Er kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, die nichts mit der Schilddrüse zu tun haben, und er kann nicht immer die Ursache oder das Ausmaß einer Fehlfunktion genau widerspiegeln.

Er sollte daher nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit anderen Parametern und Methoden betrachtet werden. Der TSH-Wert ist somit kein alleiniger Goldstandard, sondern ein Teil eines umfassenden Diagnosekonzepts für die Schilddrüse.

Wie kann man den TSH-Wert interpretieren?

Die Auslegung des TSH-Wertes sollte stets individuell und unter Berücksichtigung anderer Faktoren erfolgen. Dazu zählen beispielsweise die Werte der Schilddrüsenhormone T4 und T3, welche die aktive Form der Hormone repräsentieren und ihre Wirkungen im Körper widerspiegeln. Des Weiteren spielen auch die Schilddrüsenantikörper eine Rolle, da sie auf eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse hinweisen können. Zusätzlich ist das klinische Bild des Patienten von Bedeutung, welches Symptome, Beschwerden und Risikofaktoren umfasst.

Ebenfalls relevant sind bildgebende oder invasive Verfahren wie zum Beispiel die Sonographie oder Szintigraphie der Schilddrüse. Zudem muss man bei der Interpretation den Medikamentenverlauf berücksichtigen, da bestimmte Medikamente den TSH-Wert beeinflussen können. Des Weiteren sollten auch äußere Umstände wie die Tageszeit, Jahreszeit und andere Faktoren beachtet werden, da sich der TSH-Wert im Laufe des Tags verändert und von verschiedenen Einflüssen abhängig ist.

Quellenangaben

Ling C, Sun Q, Khang J, Felipa Lastarria M, Strong J, Stolze B, Yu X, Parikh TP, Waldman MA, Welsh K, Jonklaas J, Masika L, Soldin SJ. Does TSH Reliably Detect Hypothyroid Patients? Ann Thyroid Res. 2018;4(1):122-125. Epub 2018 Feb 20. PMID: 29541701; PMCID: PMC5847294, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5847294/, Zugriff am 12.06.2023

Umfrage Betroffener Patienten zum Befinden und Angabe der jewiligen Schilddrüsenparameter: HT-MB-Forum von Frau Dr- Brakebusch, https://www.ht-mb.de/forum/showthread.php?1190274-Wie-ist-Euer-TSH-und-Befinden/page7, Zugriff am 12.06.2023

David M. Derry M.D., Ph.D.: Rethinking the TSH Test and why the TSH test needs to be abandoned, https://www.tpauk.com, Zugriff am 12.06.2023

Dr. John C. Lowe: “TSH is Not the Answer,” report Dr. Carol Rowsemitt and Dr. Thomas Najarian: Their explanation and verification, https://www.drlowe.com/thyroidscience/editorials/editorials/rowsemett.najarian.7.25.11.htm, Zugriff am 12.06.2023

Carol N. Rowsemitt, PhD, RN, FNP and Thomas Najarian, MD: Thyroid Science 6(4):H1-16, 2011: TSH is Not the Answer: Rationale for a New Paradigm to Evaluate and Treat Hypothyroidism, Particularly Associated with Weight Loss, https://www.drlowe.com/thyroidscience/hypotheses/rowsemitt.najarian.H.6.11/rowsemitt.najarian.6.11.htm, Zugriff am 12.06.2023

Die Erhöhung der Schilddrüsenhormonkonzentration unter Novothyral führt über einen negativen Feed-back-Mechanismus zu einer supprimierten TSH Sekretion der Hypophyse, Beipackzettel Novothyral, https://www.pharmazie.com/graphic/A/64/0-15364.pdf, Zugriff am 12.06.2023

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